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GradierwerkfÖrderverein
Tradition und Geschichte
Gradierwerke, die Kathedralen des Salinenwesens, nannte Prof. Dr. Herrmann Wirth, Bauhaus-
Universität Weimar und profunder Salinist, diese markanten Bauwerke in seinem Festvortrag anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Gradierwerkfördervereins im Jahr 2003.
Für Bad Kösen mag dies insbesondere zutreffen, wenn es sich über der Saale auf steilem Felsab
hang stehend dem Betrachter von der Saalebrücke aus zeigt und so zum prägenden Bild des kleinen Kurortes am Mittellauf der Saale beiträgt.
Nun verfügt Bad Kösen bei weitem nicht über die einzigste und die größte Anlage dieser Art. Allein in Deutschland können 28 Städte auf derartige Gradierwerke unterschiedlicher Größe und regional verschiedener Bauart verweisen.
Aber alle diese Orte haben eine Gemeinsamkeit, sie verfügen über mineralische Quellen mit einem
hohen Anteil an gewinnungsfähigen Kochsalz . Allerdings treten Salzkonzentrationen auf, die weit
unter dem Sättigungsgrad liegen und daher eine wirtschaftlich sinnvollen Versiedung der Rohsole
nicht gestatteten.
Findige Techniker nutzten daraufhin den Verdunstungseffekt von Wind und Sonne, um die gering
fügige Sole in eine höhere Konzentration zu versetzten, das heißt sie zu gradieren.
Die Vorgänger der Gradierwerke, damals noch Gradierhäuser, wegen der Dächer die vor Verwässerung durch Regen schützten, genannt, waren einfache Gestelle mit Strohausfachung, gegen deren Fläche die Sole mittels Schaufeln geworfen wurde, ein mühselige und wenig effektive Arbeit.
Doch sie bildeten den Ausgangspunkt für eine Vielzahl von Anlagen deren Größe und Effizienz
sich mit steigender Erfahrung immer weiter verbessern ließ. Neben der immer ausgefeilteren Konstruktion, die auch doppelte Werke bis 20 m Höhe und Längen von 2000 m entstehen ließ, war die Verwendung von Schwarzdorn, oder Schlehe, als Ausfachungsmaterial eine wesentliche Voraussetzung für einen effektiven Gradierprozeß, da neben der feinen Verstäubung auf der Oberfläche
des Dornes auch schwer lösliche Bestandteile und Verunreinigungen der Rohsole an diesen haften
blieben und den sogenannten Dornstein bilden.
Zur Förderung aus den Quellschächten zu den Gradierwerken und zum Soleumlauf bei der Gradierung wurden Pumpwerke verwendet, die von Menschen oder Tieren angetrieben wurden. Mit
dem technischen Fortschritt konnte aber auf Wind- und Wasserkraft zurückgegriffen werden.
Wasser- und Windkünste verbunden mit Kraftübertragungsanlagen, sogenannte Feldgestänge,
machten die natürliche Energie nutzbar und den Betrieb der Anlagen effektiver.
Der BlÜtezeit dieser Anlagen folgte in der Mitte des 19.Jahrhunderts ein steiler Abstieg. Der Abbau bzw. das Auslaugen von Steinsalzlagern sicherte eine gesättigte Sole für den Siedeprozeß und
machte die Gradieranlagen unnötig.
Viele wurden abgebrochen, einige fanden einen neuen Verwendungszweck als Freiluftinhalations
anlagen in den an die Solequellen gebundenen Orten, die rechtzeitig das Entwicklungspotential des
salzhaltigen Wassers als Heilmittel erkannten und dies konsequent nutzten.
Das Bad Kösener Gradierwerk ist dafür ein beredetes Beispiel dieser geschichtlichen Entwicklung
vom Teil eines Salzwerkes zum Mittelpunkt der Soletherapie des 20. Jahrhunderts und verdankt
dieser auch den zu allen Zeiten unternommenen Bemühungen zur Erhaltung des gesamten Ensembles.
Heute kann zu Recht gesagt werden, dass die noch vorhandenen Anlagen des einstigen Salzwerkes
zu Kösen, einzigartig sind in ihrem Zusammenhang zwischen dem energieerzeugenden Wasserrad,
der Kraftübertragungsanlage, dem Solschacht sowie dem eigentlichen Gradierwerk und der funktionierenden Technik. Dies zu erhalten hat sich der Gradierwerkförderverein zur Aufgabe gestellt
und unterstützt in allen Belangen die Bemühungen der Kurbetriebsgesellschaft als Eigentümerin dieses bedeutsamen technischen Denkmals.
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Gradierwerk Bad Kösen
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